
Auf der gestrigen Stadtverordnetenversammlung (SVV) der Landeshauptstadt Potsdam war Golm ein wichtiges Thema, ohne dass es letztendlich wirklich um Golm ging. Vielleicht ist unser Ortsteil ein symbolischer Stellvertreter für die Art und Weise wie Potsdamer Stadtentwicklung läuft. Es ging vor allem um die "Leitentscheidung", die die Stadtverwaltung als Beschlussvorlage den Stadtverordneten zur Entscheidung einbrachte, um den "Letter of Intent" der Hasso Plattner Stiftung zu begrüßen und der Stadt freie Hand zu geben bei der Entwicklung des neuen Universitätscampus auf dem Brauhausberg, die die Stiftung vorgeschlagen hat und zu großen Teilen finanzieren will.
In der ersten Fassung der Beschlussvorlage der Verwaltung wurde schon konkret eine Änderung der Prioritäten in der Stadtplanung in den Raum gestellt, um die Personalkapazitäten, dieses großes Projekt für Potsdam stemmen zu können und damit die Entwicklung der Golmer Mitte erneut auf die lange Bank geschoben. Der Ortsbeirat hatte sich dagegen in seiner letzten Sitzung gewehrt.
In der letztendlich gegen 21 Uhr durchgeführten (namentlichen) Abstimmung stimmte eine große Mehrheit der Stadtverordneten einem abgespeckten Textvorschlag der Leitentscheidung zu, der die Änderungen der internen Prioritäten der Stadtplanungskapazitäten (zunächst) nicht mehr enthält. Wie die Vorlage zur Leitsatzentscheidung war auch diese Änderung sehr kurzfristig eingebracht worden. Die Herausnahme der konkreten Planungsprioritäten war mit Sicherheit Folge des Drucks, der entstanden war u.a. auch durch den Ortsbeirat Golm aber auch von Seiten der Studierendenschaft, die ebenfalls nicht einverstanden war, dass hier eine großangelegte Änderung der Stadtstruktur angestoßen werden sollte ohne die Beteiligung der Bürger.

In der gestrigen Sitzung ergriffen zwei Mitglieder des Ortsbeirats das Wort, um den Stadtverordneten noch einmal deutlich zu machen, warum gerade die Herabstufung der Planungspriorität für die Golmer Ortsmitte zu Unmut und Frustration in der Bevölkerung führt. Prof. Dr. Hanna Löhmannsröben (im Bild am Pult) wies darauf hin, dass Golm – auch mit Wirkung für die umliegenden Ortsteile – endlich eine Gemeinweseninfrastruktur z.B. in Form eines Bürgerhauses benötigt. Die Ortsvorsteherin Angela Böttge begrüßte die Änderung der Beschlussvorlage, kritisierte aber an der Leitentscheidung, dass eine Finanzierung der benötigten zusätzlichen Planungskapazitäten aus privater Hand deutlicher hätte angesprochen werden sollen.
In der Unmenge der Tagesordnungspunkte ging eigentlich diese Entscheidung der Stadtverordneten zu später Stunde etwas unter. Auch der konkrete Vorschlag, erst einmal in den Ausschüssen differenzierter zu diskutieren, wurde nicht realisiert. Deutlich wurde dennoch, wie sehr die Leitentscheidung und der Vorschlag der Hasso Plattner Stiftung eben nicht nur den irgendwie versteckten, aber doch symbolisch sichtbaren Brauhausberg betrifft, sondern die ganze Stadt umkrempeln wird: beginnend vom gerade erst neugestalteten Leipziger Dreieck bis eben zu den "entfernten" Ortsteilen wie Golm, Eiche, Grube.
Die Stadtverordnetenversammlung vom 24. September 2025 wird als historisches Datum in die Chronik nicht nur des Ortsbeirats Golm eingehen.